Rundgang
Galerie und Trauzimmer
In der Gemäldegalerie des Museums werden hauptsächlich Werke der einheimischen Künstler Peter Gillen und Hans Praum (Woahner Hassie) gezeigt.
Prachtstück der Sammlung ist jedoch ein Gemälde von Friedrich August de Leuw (1817-1888), einem bedeutenden Maler der Düsseldorfer Malerschule, dessen Söhne sich hier in Manderscheid niedergelassen hatten.
Umgeben von diesen schönen Manderscheider Motiven kann in diesem Raum auch amtlich geheiratet werden.
Vom Weberdorf zur Kurstadt
Der Raum gegenüber dem Trauzimmer zeigt die Entwicklung Manderscheids vom Weberdorf zur Kurstadt.
Im 16. und 17. Jahrhundert spielte der Ackerbau nur mehr eine untergeordnete Bedeutung. Manderscheid entwickelte sich zu einem Zentrum der Wollweber und Tuchmacher. 1785 zählte man hier 100 Tuchmacherbetriebe. Die folgende Industrialisierung führte jedoch zum Untergang des Tuchmacherhandwerks.
In preußischer Zeit wurden nach Manderscheid verschiedene Dienststellen verlegt: Bürgermeisteramt, Notariat, Apotheke, Katasteramt, Oberförsterei, Friedensgericht und eine Posthalterei. Die ersten Restaurationsbetriebe entstanden. Zu Ackerbau und Handwerk kam als zusätzliche Erwerbsquelle der immer mehr zunehmende Fremdenverkehr hinzu. Die ersten Gäste, vielfach Engländer, nannten den Ort ‚„The pearl of the Eifel“. Sie waren besonders an Geschichte und Geologie der Eifel interessiert. Der Ort entwickelte sich zu einem der führenden touristischen Zentren in der Eifel.
Takenplatten und historische Glocke
Die Eifel ist reich an Eisenerzen. Im 16.Jahrhundert waren etwa 500 Gruben in Betrieb. Bereits um 1400 hat es in und um Eisenschmitt einige Hüttenwerke gegeben. Hergestellt wurden eiserne Töpfe (Isen Duppen) und Waffen. Im Laufe des 15. und 16.Jahrhunderts entwickelte sich der Kunsteisenguss in der Eifel zu einer blühenden Industrie. Die Produktion bestand aus Kamin-, Taken- und Ofenplatten.
Die Gruben und Hütten waren Existenzgrundlagen der Eifelbevölkerung und wichtige Einnahmequellen der Adelsgeschlechter in der Eifel. Die politische Stellung und Bedeutung der Manderscheider Grafen wäre ohne die Einnahmen aus der Eisenindustrie nicht denkbar gewesen.
Im Flur ist auch die Manderscheider Glocke aus dem Jahre 1746 zu sehen.
Bauernküche
In der Küche wurde gekocht und gebacken,
manchmal gewaschen und gebügelt,
die Milch verarbeitet
und der Wintervorrat hergestellt.
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Schlafstube
Man schlief in gläubiger Haltung unter dem Schutz des Herzens Jesu, Marias und des Kreuzes.
Clara Viebig Vitrine
Eine kleine Sammlung der bedeutendsten Werke Clara Viebigs sind in dieser Vitrine ausgestellt. Ihre Romane "Kinder der Eifel", "Das Weiberdorf", "Vom Müller-Hannes", "Heimat", “Rheinlandstöchter“ und "Naturgewalten" spielen alle in der Gegend um Manderscheid.
Clara Viebig hatte zu Manderscheid stets eine besondere Beziehung. Mehrfach weilte sie zwischen 1900 und 1913 im Ort, wie die Gästebücher der Hotels belegen. Eine ganz besondere Freundschaft verband sie mit Herrn und Frau von Recklinghausen und mit der Familie Stadtfeld auf der Heidsmühle.
Eine umfangreiche Sammlung ihrer Werke und Briefe ist in einer Dauerausstellung im Clara-Viebig-Zentrum in Eisenschmitt zu besichtigen.
Münzkabinett
Graf Hermann von Manderscheid (1535–1604) diente dem Deutschen Kaiser Rudolf II als Berater. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Neuordnung des Postwesens im Westen des Reiches. Graf Hermann erhielt vom Kaiser das Recht, silberne und goldene Münzen schlagen zu lassen.
Die hier ausgestellten Münzen stammen nicht von regierenden Grafen, sondern von Angehörigen des Hauses Manderscheid, die geistliche Herrschaftssitze innehatten. Darunter ein 1/6 Silbertaler von 1691 der Äbtissin von Thorn und Essen Anna Salome von Manderscheid.
Neben dem Reichstaler des Abtes von Stablo und Prüm Christoph von Manderscheid aus dem Jahre 1570, sind mehrere Münzen des Bischofs von Straßburg Johann von Manderscheid aus den Jahren 1570 bis 1591 ausgestellt.
Eine numismatische Besonderheit ist der Goldgulden des Ulrich von Manderscheid, der hier leider nur als Foto gezeigt werden kann. (zu teuer für das Budget des Museums)
Grafenglocke
Graf Philipp Diedrich von Manderscheid-Kail war von 1613 bis 1653 Oberhaupt der Manderscheid-Kailer Linie, zu der auch die alte Grafschaft Manderscheid gehörte. Zwei Jahre nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges stiftete der Graf für die kleine Kapelle der Niederburg eine Glocke, die von einem Wanderglockengießer direkt auf der Grafenburg gegossen wurde. Neben seinem Wappen ließ er folgende Inschrift aufbringen:
"Von Jesus bleib ich recht wolgenant - Philips Diederich Graff im Lant 165o"
Salon
Hier qualmten sicherlich die dicken Zigarren, wenn sich Pfarrer, Arzt, Apotheker und Oberförster mit dem Postverwalter im Herrenzimmer der Kaiserlichen Post zu einer Tasse Kaffee trafen.
Schulzimmer
Gute oder weniger gute Erinnerungen an die eigene Schulzeit werden im Schulzimmer wieder wach.
Neben Landkarten und verschiedenen Schulutensilien werden hier auch Schulchroniken aus Orten der alten Verbandsgemeinde Manderscheid aufbewahrt.
Grafenzimmer
Ein lebensgroßes Grafenpaar begrüßt die Gäste in Grafenzimmer und ein großes Modell der Burgen zeigt deren Zustand im 16. Jahrhundert. Weitere Dokumente sowie Bilder verschiedener Grafen informieren über die Eifelgrafen, deren Spuren noch überall in der Eifel zu finden sind.
Neben der gräflichen Zeit sind hier auch Dokumente aus der kurfürstlichen- und der napoleonischen Zeit sowie der darauffolgenden Epochen ausgestellt.
Apotheke
Am 13. Dezember 1834 erteilte der Oberpräsident der Rheinprovinz dem Apotheker Joseph Saur die Konzession für die Einrichtung einer Apotheke in Manderscheid. Die offizielle Einweihung wurde im Amtsblatt der königlichen Regierung zu Trier für den 30. Juni 1835 verkündet. Apotheker Saur verkaufte im November 1837 die Apotheke an den Pharmazeuten Jacob Esser aus Oberwesel. Nach dem Tod von Esser im Jahre 1860 übernahm sein Schwiegersohn Philipp Leisen. Im August 1900 verkaufte Leisen die Apotheke an Wilhelm Hartmann aus Bonn. In dieser Zeit taucht zum ersten Male der Name „Hirsch-Apotheke“ auf. Hartmann verkaufte wiederum 1903 an den Apotheker Leo Bönner aus Attendorn, der die Apotheke bis zu seinem Tode im Jahr 1947 leitete. Danach war Wilhelm Boll sen. Chef des Hauses. Nach dessen Tod im Jahre 1965 wurde die Apothekerin Gertrud Fetten Pächterin der Apotheke. 1976 übernahm Willi Boll jun. die väterliche Hirsch-Apotheke und leitete sie bis 2014. Seitdem ist Apotheker Bob van Bosveld Heinsius Besitzer der Manderscheider Hirsch-Apotheke.
Schusterstube
In der Schuhmacherwerkstatt von Matthias Stadtfeld in der Grafenstraße scheint der Meister gerade zum Mittagessen zu sein. Auch der so prägnante Geruch des Klebstoffes scheint noch in der Luft zu liegen.
Landwirtschaft - Scheune - Garten
Im Außenbereich mit Stall und Scheune ist die landwirtschaftliche Ausstellung untergebracht. Zeugen einer oft mühseligen Vergangenheit.
Im offenen Hof fällt die alte, feuerrote Wasserspritze der Manderscheider Feuerwehr von 1835 direkt ins Auge. Sie wurde in den letzten Jahren von den Museumsleuten liebevoll restauriert und kommt bei den Festen zum Einsatz. Am jährlichen Kelterfest tut die wieder aufgebaute Kelter ihren Dienst.
Im Sommer lädt das Museumsgärtchen mit vielen bunten Blumen zum Verweilen ein.